Wenn du dich mit Forex-Trading beschäftigst, stößt du sehr schnell auf einen Begriff: den Pip. Jeder spricht davon, jeder Trader bezieht sich auf ihn, und doch bleibt er für Anfänger oft abstrakt. Dabei ist der Pip das Fundament, um Gewinne und Verluste im Trading zu messen. Ohne ein klares Verständnis wirst du Schwierigkeiten haben, deine Trades richtig einzuordnen oder dein Risiko zu berechnen.
In diesem Artikel schauen wir uns genau an, was ein Pip ist, wie er berechnet wird und warum er im Trading-Alltag so wichtig ist.
Der Pip – die kleinste Einheit im Forex-Handel
Das Wort Pip steht für „Percentage in Point“. Es beschreibt die kleinste mögliche Preisbewegung eines Währungspaares. Im klassischen Forex-Markt entspricht ein Pip der vierten Nachkommastelle. Wenn der Kurs des EUR/USD also von 1,1000 auf 1,1001 steigt, dann hat sich der Markt um genau einen Pip bewegt.
Das klingt nach einer winzigen Veränderung – und genau das ist es auch. Doch im Trading summieren sich diese kleinen Bewegungen sehr schnell. Trader sprechen deshalb nicht in absoluten Zahlen, sondern in Pips, weil es eine standardisierte Einheit ist, mit der man Gewinne und Verluste vergleichbar machen kann.
Unterschiedliche Nachkommastellen: Forex vs. Yen-Paare
Bei den meisten Währungspaaren wird bis auf die vierte Nachkommastelle gerechnet. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Währungspaare mit dem japanischen Yen. Hier ist ein Pip die zweite Nachkommastelle.
Ein Beispiel:
- EUR/USD von 1,1000 auf 1,1005 = 5 Pips Bewegung
- USD/JPY von 145,00 auf 145,05 = ebenfalls 5 Pips Bewegung
Das sorgt anfangs oft für Verwirrung. Doch sobald du verstanden hast, dass Yen-Paare weniger Nachkommastellen haben, wirst du damit problemlos umgehen können.
Was ist ein Pipette?
Neben dem klassischen Pip gibt es noch eine kleinere Einheit: die Pipette. Manche Broker geben Kurse mit fünf Nachkommastellen (bzw. drei bei Yen-Paaren) an. In diesem Fall entspricht die letzte Stelle einer Pipette, also einem Zehntel Pip.
Beispiel:
- EUR/USD bewegt sich von 1,10000 auf 1,10001 = 0,1 Pip = 1 Pipette
Für viele Trading Strategien spielt diese Genauigkeit keine entscheidende Rolle. Aber wenn du mit sehr engen Stop-Loss- oder Scalping-Strategien arbeitest, wirst du auch Pipetten beachten.
Warum der Pip im Trading so wichtig ist
Der Pip ist mehr als nur eine abstrakte Zahl. Er ist die Grundlage für deine gesamte Risikoberechnung. Nur wenn du weißt, wie viele Pips du im Gewinn oder Verlust liegst, kannst du dein Money Management sauber umsetzen.
Stell dir vor, du setzt einen Stop Loss von 20 Pips und ein Take Profit von 40 Pips. Ganz egal, mit welchem Währungspaar oder Kurs du arbeitest – du weißt: du riskierst 20 Pips, um 40 Pips zu gewinnen. Das macht deine Trades vergleichbar und erlaubt dir, langfristig eine Strategie zu entwickeln.
Pip-Wert berechnen
Nun stellt sich die entscheidende Frage: Was ist ein Pip wert? Schließlich bedeutet ein Pip Bewegung nicht automatisch immer denselben Gewinn oder Verlust. Der Wert hängt ab von:
- Währungspaar – Je nachdem, welches Paar du handelst, verändert sich die Umrechnung.
- Positionsgröße (Lot-Größe) – Ein Standard-Lot sind 100.000 Einheiten der Basiswährung. Daneben gibt es Mini-Lots (10.000) und Micro-Lots (1.000).
- Wechselkurs – Besonders bei Nicht-USD-Konten spielt die Umrechnung eine Rolle.
Ein Beispiel:
- 1 Lot EUR/USD = 100.000 EUR gehandelt
- 1 Pip = 0,0001
- Wert pro Pip ≈ 10 USD
Wenn du also 1 Lot EUR/USD tradest, entspricht eine Bewegung von 10 Pips einem Gewinn oder Verlust von 100 USD.
Beispiel aus der Praxis
Nehmen wir an, du gehst im EUR/USD mit 1 Lot Long bei 1,1000 und setzt deinen Stop Loss bei 1,0980. Das Risiko beträgt 20 Pips. Bei einem Pip-Wert von 10 USD entspricht das einem möglichen Verlust von 200 USD.
Umgekehrt setzt du dein Take Profit bei 1,1040. Wenn der Kurs dieses Ziel erreicht, hast du 40 Pips Gewinn – also 400 USD.
An diesem Beispiel erkennst du, warum Trader in Pips rechnen. Du siehst sofort, wie viel Bewegung du dem Markt zugestehst und wie sich das in Zahlen auf dein Konto auswirkt.
Pip und Spread
Ein weiterer wichtiger Punkt: der Spread wird ebenfalls in Pips angegeben. Wenn dein Broker sagt, dass der Spread im EUR/USD bei 0,8 Pips liegt, bedeutet das: du startest jeden Trade mit einem kleinen „Minus“, weil du die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs überbrücken musst.
Pips im Vergleich zu Indizes und Rohstoffen
Während im Forex der Pip Standard ist, sieht es bei Indizes oder Rohstoffen anders aus. Hier wird meist in Punkten oder Ticks gerechnet. Doch die Logik bleibt dieselbe: eine kleinste Einheit der Preisbewegung, die als Maßstab für Gewinne und Verluste dient.
Wenn du also später neben Forex auch Gold oder DAX handelst, wirst du merken: die Pip-Logik hilft dir, Preisbewegungen in ein klares Risikokonzept zu übersetzen.
Fazit: Ohne Pips kein Trading
Der Pip ist die Sprache des Forex-Marktes. Ohne ihn kannst du keine Strategie entwickeln, dein Risiko nicht steuern und auch deine Gewinne nicht vergleichen. Wenn du Pips verstehst, hast du die Grundlage, um deine Trades nicht nur aus dem Bauch heraus zu machen, sondern strukturiert und messbar vorzugehen.
Für dich als Trader bedeutet das: beschäftige dich früh mit diesem Thema. Rechne deine Trades nicht nur in absoluten Gewinnen und Verlusten, sondern in Pips. Denn Pips sind die einzige Einheit, die unabhängig vom Broker oder Währungspaar wirklich vergleichbar bleibt.