Gold bleibt im Fokus der Märkte
Gold hat in den vergangenen Wochen eine außergewöhnliche Rally hingelegt und am Dienstag erneut ein neues Allzeithoch markiert. Erstmals kletterte der Preis über die Marke von 3.850 USD, bevor Gewinnmitnahmen den Kurs leicht zurückfallen ließen. Trotz dieser Korrektur bleibt die fundamentale Ausgangslage klar zugunsten des Edelmetalls. Der schwächelnde US-Dollar, geopolitische Spannungen und die wachsende Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen durch die Federal Reserve bilden einen stabilen Nährboden für weitere Kursgewinne.
Fundamentale Treiber: Schwacher US-Dollar und Fed-Zinssenkungen
Ein wesentlicher Faktor für die jüngste Stärke von Gold ist die Schwäche des US-Dollar. Bereits seit drei Handelstagen verliert die US-Währung an Boden. Hintergrund sind die Erwartungen, dass die US-Notenbank ihre Zinsen in den kommenden Monaten senken wird.
Für Gold ist das Umfeld fallender Zinsen besonders attraktiv, da das Edelmetall keine laufenden Erträge wie Zinsen oder Dividenden abwirft. Sinkende Renditen auf Anleihen verringern die Opportunitätskosten und machen Gold im Vergleich zu festverzinslichen Papieren deutlich attraktiver. Diese Konstellation erklärt, warum das Edelmetall trotz überhitzter kurzfristiger Charts kaum nennenswerte Abwärtsbewegungen zulässt.
Politische Unsicherheit: US-Regierungsstillstand im Fokus
Neben den geldpolitischen Erwartungen spielt auch die politische Lage in den USA eine große Rolle. Ein drohender Stillstand der US-Regierung sorgt für zusätzliche Nachfrage nach sicheren Häfen. Präsident Trump konnte in einem Treffen mit führenden Vertretern von Republikanern und Demokraten keine Einigung erzielen, wodurch ein Government Shutdown ab Mittwoch sehr wahrscheinlich ist. Vizepräsident JD Vance erklärte bereits, dass ein Stillstand unvermeidlich sei, solange keine Lösung für die Mittelbereitstellung gefunden wird.
Ein längerer Shutdown hätte das Potenzial, das Wachstum der US-Wirtschaft zu belasten und den Druck auf die Fed zu erhöhen, ihre Geldpolitik schneller zu lockern. Damit verstärkt sich der bereits bestehende Rückenwind für Gold.
Geopolitische Risiken als Verstärker
Neben den innenpolitischen Risiken in den USA treten auch internationale Spannungen immer deutlicher in den Vordergrund. Russland prüft nach eigenen Angaben, wie es reagieren wird, falls die USA der Ukraine Tomahawk-Marschflugkörper für Angriffe auf russisches Territorium liefern. Solche Aussagen signalisieren eine mögliche Eskalation und verstärken die Nachfrage nach sicheren Anlageklassen wie Gold.
Parallel dazu laufen Bemühungen um eine Lösung im Gaza-Konflikt. Präsident Trump kündigte einen 20-Punkte-Plan an, der Frieden in greifbare Nähe bringen soll. Gleichzeitig warnte er die Hamas, dass Israel auf die volle Unterstützung der USA zählen könne, falls der Plan abgelehnt wird. Solche geopolitischen Spannungsfelder sind klassische Treiber für den Goldpreis, da Investoren in unsicheren Zeiten besonders stark auf das Edelmetall setzen.
Handels- und Zollpolitik sorgt für neue Impulse
Die US-Regierung unter Trump hat zuletzt mehrere Maßnahmen im Bereich Handel und Zölle angekündigt. Dazu zählen unter anderem ein 100-prozentiger Zoll auf bestimmte pharmazeutische Produkte sowie zusätzliche Abgaben auf schwere Lastkraftwagen. Zudem unterzeichnete Trump eine Proklamation, die Importe von Holz- und Forstprodukten neu regelt. Solche protektionistischen Schritte erhöhen die Unsicherheit an den Märkten, da sie die Gefahr neuer Handelskonflikte mit sich bringen. Für Gold bedeutet das einen weiteren Unterstützungsfaktor.
Wirtschaftsdaten und Fed-Kommunikation als nächste Wegweiser
Am Dienstag richtet sich der Blick der Marktteilnehmer auf US-Konjunkturdaten wie die JOLTS-Arbeitsmarktzahlen und den Verbraucherindex des Conference Board. Darüber hinaus stehen mehrere Reden von führenden Mitgliedern der Federal Reserve auf der Agenda. Diese könnten neue Hinweise auf die geldpolitische Ausrichtung geben und damit den Kurs des US-Dollar und folglich auch den Goldpreis beeinflussen.
Gerade im aktuellen Umfeld reagieren die Märkte sensibel auf jedes Signal, das eine Lockerung der Geldpolitik wahrscheinlicher macht. Da die Inflation zwar zurückgeht, aber noch oberhalb des 2-Prozent-Ziels der Fed liegt, wird die Entwicklung des Arbeitsmarktes besonders genau beobachtet.
Technische Analyse: Überkauft, aber weiterhin bullisch
Aus charttechnischer Sicht hat Gold mit dem Durchbruch über die psychologisch wichtige Marke von 3.800 USD ein starkes Signal gesetzt. Der anschließende Sprung über 3.850 USD unterstreicht den klaren Aufwärtstrend. Der Relative Strength Index (RSI) notiert jedoch bei rund 80 Punkten und zeigt damit überkaufte Bedingungen an. Kurzfristige Konsolidierungen oder kleinere Rücksetzer sind daher wahrscheinlich.
Wichtige Unterstützungen liegen im Bereich von 3.835 bis 3.834 USD sowie bei 3.822 USD. Besonders entscheidend ist die Zone um 3.800 USD, die nun als zentrale Pivot-Marke gilt. Solange der Preis darüber notiert, bleibt der mittelfristige Trend klar aufwärtsgerichtet. Erst ein nachhaltiger Bruch dieser Zone würde den Bullen ernsthaften Schaden zufügen.
Ausblick: Korrekturen als Chance
Das Zusammenspiel aus schwachem US-Dollar, erwarteten Zinssenkungen, geopolitischen Spannungen und politischer Unsicherheit in den USA spricht dafür, dass Rücksetzer im Gold weiterhin als Kaufgelegenheiten betrachtet werden. Kurzfristige Gewinnmitnahmen sind zwar denkbar, dürften jedoch rasch von neuer Nachfrage aufgefangen werden.
Mittelfristig könnte Gold das Ziel von 3.900 USD ins Visier nehmen, sollte die Fed tatsächlich mit Zinssenkungen beginnen und die geopolitische Lage angespannt bleiben. Anleger sollten die kommenden Wirtschaftsdaten und die Kommunikation der Fed genau im Blick behalten, da diese den nächsten Impuls für den Markt liefern dürften.