Wie viele Pips sollte ein Trade im Durchschnitt bringen?
Die Frage nach der Anzahl der Pips, die ein Trade im Durchschnitt bringen sollte, ist eine der häufigsten im Forex-Trading. Viele Anfänger suchen nach einer festen Zahl, die ihnen Orientierung bietet. Doch die Wahrheit ist: Es gibt keine universelle Antwort. Der Erfolg im Trading hängt nicht allein von der Anzahl der erzielten Pips ab, sondern vom Zusammenspiel aus Handelsstrategie, Risiko-Management, Marktbedingungen und persönlichem Trading-Stil. Um zu verstehen, wie man diese Frage sinnvoll beantworten kann, müssen wir tiefer in die Grundlagen eintauchen.
Was ist überhaupt ein Pip?
Ein Pip (Percentage in Point) ist die kleinste standardisierte Einheit, mit der Kursbewegungen im Forex-Markt gemessen werden. Bei den meisten Währungspaaren entspricht ein Pip der vierten Nachkommastelle, während es bei Yen-Paaren die zweite Nachkommastelle ist. Für Trader ist der Pip ein zentrales Maß, weil er die Grundlage bildet, um Gewinne und Verluste zu berechnen. Doch entscheidend ist nicht nur, wie viele Pips du machst, sondern auch, wie viel ein Pip wert ist – und das hängt von deiner Positionsgröße und deinem eingesetzten Kapital ab.
Warum die Pip-Anzahl nicht alles sagt
Viele Trader machen den Fehler, ihre Performance ausschließlich in Pips zu messen. Ein Trade mit 100 Pips Gewinn kann weniger wert sein als ein Trade mit 20 Pips, wenn die Positionsgrößen unterschiedlich sind. Außerdem spielt das Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) eine entscheidende Rolle. Ein Trader, der pro Trade 15 Pips riskiert und im Schnitt 30 Pips gewinnt, handelt profitabler als jemand, der 100 Pips riskiert und 120 Pips erzielt. Es geht also nicht nur um die Pip-Anzahl, sondern um das Verhältnis von Risiko zu Gewinn.
Realistische Pip-Ziele für verschiedene Trading-Stile
Die Höhe der durchschnittlichen Pip-Gewinne hängt stark vom Trading-Stil ab:
Scalping: Trader, die sehr kurzfristig handeln, streben oft nur 3 bis 10 Pips pro Trade an, setzen dafür aber viele Trades am Tag um. Hier kommt es auf Präzision und niedrige Spreads an.
Daytrading: Daytrader zielen typischerweise auf 20 bis 50 Pips pro Trade. Sie schließen ihre Positionen noch am selben Tag und nutzen die Bewegungen in den Hauptsessions.
Swing-Trading: Swing-Trader halten Positionen über mehrere Tage oder Wochen. Hier sind 80 bis 200 Pips pro Trade realistisch, da größere Marktbewegungen ausgenutzt werden.
Positions-Trading: Trader mit sehr langfristigem Ansatz können mehrere Hundert bis Tausende Pips anstreben, weil sie Trends über Monate oder sogar Jahre mitnehmen.
Jeder Stil hat seine eigenen Anforderungen an Zeit, Kapital und Risikobereitschaft. Wichtig ist, dass deine Pip-Ziele zu deiner Strategie passen.
Einfluss der Marktbedingungen
Nicht jeder Markt ist gleich volatil. Während Major-Paare wie EUR/USD oder GBP/USD moderate Pip-Bewegungen aufweisen, sind exotische Paare oder Rohstoffe wie Gold oft deutlich volatiler. Ein Trade im Goldmarkt kann innerhalb einer Stunde leicht 100 Pips schwanken, während der EUR/USD dafür Tage benötigt. Trader sollten ihre Erwartungen daher immer an die Marktbedingungen anpassen und nicht mit starren Pip-Vorgaben arbeiten.
Das Chance-Risiko-Verhältnis als entscheidender Faktor
Viel wichtiger als die Frage, wie viele Pips ein Trade bringt, ist die Frage: Wie viel riskiere ich dafür? Ein gesundes Chance-Risiko-Verhältnis von mindestens 1:2 bedeutet, dass du im Schnitt doppelt so viele Pips gewinnen solltest, wie du verlierst. Damit kannst du selbst bei einer Trefferquote von nur 50 % langfristig profitabel sein. Trader, die nur auf hohe Pip-Zahlen achten, laufen Gefahr, das Risiko aus den Augen zu verlieren.
Warum Qualität wichtiger ist als Quantität
Viele Anfänger versuchen, möglichst viele Pips zu sammeln, anstatt die Qualität ihrer Trades zu verbessern. Doch ein einzelner sauberer Trade mit 30 Pips Gewinn und einem CRV von 1:3 kann wertvoller sein als zehn unüberlegte Scalping-Trades mit jeweils 5 Pips. Entscheidend ist nicht die Menge an Pips, sondern die Disziplin, nur hochwertige Setups zu handeln.
Die Rolle der eigenen Strategie
Am Ende entscheidet deine Strategie darüber, wie viele Pips du durchschnittlich pro Trade erzielen kannst. Manche Strategien basieren auf kleinen, schnellen Bewegungen, andere auf längerfristigen Trends. Wer versucht, eine Zahl als allgemeingültigen Maßstab zu setzen, missversteht die Dynamik des Forex-Marktes. Erfolgreiche Trader orientieren sich nicht an starren Pip-Zielen, sondern passen ihre Erwartungen flexibel an die jeweilige Marktsituation an.
Typische Fehler beim Streben nach Pips
Viele Trader machen den Fehler, ihre Trades künstlich „offen zu halten“, nur um ein bestimmtes Pip-Ziel zu erreichen. Dadurch riskieren sie, Gewinne wieder abzugeben oder sogar ins Minus zu geraten. Ebenso gefährlich ist es, das Risiko zu erhöhen, um mehr Pips zu erzielen. Ein nachhaltiger Erfolg im Trading entsteht nicht durch das Jagen nach möglichst vielen Pips, sondern durch ein konsequentes System mit klaren Regeln.
Fazit: Wie viele Pips sollte ein Trade bringen?
Die richtige Antwort lautet: So viele, wie es deine Strategie und dein Chance-Risiko-Verhältnis vorsehen. Ein Scalper ist mit wenigen Pips zufrieden, während ein Swing-Trader deutlich höhere Ziele verfolgt. Viel wichtiger als eine feste Pip-Zahl ist, dass du deine Handelsweise verstehst, dein Risiko konsequent kontrollierst und nicht in die Falle des „Pip-Jagens“ tappst. Wer Pips nur als Maßstab sieht, übersieht das große Ganze: Trading ist ein Spiel aus Wahrscheinlichkeiten, Disziplin und klarem Management.